Deutsch-französische Jugendbegegnung in Hamburg

Gruppenfoto vor dem Ausbildungszentrum der Tischler-Innung in Hamburg.

Schon seit letztem September war davon die Rede! Mit der Unterstützung des Deutsch-Französischen Jugendwerks waren im Oktober Jugendliche aus Hamburg zu einer Begegnung mit Jugendlichen der „Jugenddynamic Bourgogne Franche Comté“ nach Frankreich gereist. Im Februar hätte der Gegenbesuch der französischen Jugendlichen in Hamburg stattfinden sollen, wurde jedoch wegen Corona verschoben. Am 23. April war es endlich soweit.

Nach einer 1000 km langen Fahrt trafen die 13 französischen Jugendlichen im Schullandheim Haus Lankau ein, das zwischen dem Elbe-Lübeck Kanal und dem Lankauer See gelegen ist. Dort trafen sie sich mit 10 Jugendlichen des Ausbildungszentrums der Hamburger Tischler-Innung. Letztere hatten bereits die Einkäufe getätigt, die Zimmer und das Abendessen vorbereitet.

Freudige Begrüßung unter den Jugendlichen, besonders unter denen, die sich bereits vom ersten französisch-deutschen Treffen im Jura, Oktober 2021, kannten. Sie tauschten Neuigkeiten aus,  fragten nach denjenigen, die diesmal nicht dabei sein konnten. Viele der Jugendlichen der Tischlerausbildung in Hamburg hatten Prüfungen. Deshalb waren diesmal die meisten Jugendlichen der deutschen Gruppe aus einer jüngeren Klasse.

Auf dem Programm des Treffens standen

  • Tägliche Sprachanimationen und Austausch  in Diskussionsrunden: Vorstellung von ATD Vierte Welt durch die französischen Teilnehmer mit Erläuterung, wie sie diese internationale Bewegung in der französischen Jugendgruppe erleben. Vorstellung der europäischen Begegnung in Méry-sur-Oise vom 7. bis 11. Juli. Die jungen Franzosen lernten dabei ein paar Worte wie „Hallo! Ich heiße… Schule, Haus, Auto, Flagge, usw.“, die sich sich bis Juli zu merken versuchen in der Hoffnung, dass viele deutsche Jugendliche an dieser internationalen Begegnung teilnehmen werden.
  • Besuch des Bildungszentrums der Hamburger Tischer-Innung, wo die Teilnehmenden aus Deutschland eine Ausbildung im Tischler-bzw Schreinerhandwerk machen. Die Teilnehmenden aus Frankreich bewunderten die Möbel, die nach zwei oder drei Jahren Aus-bildung hergestellt werden können. Beim Oktobertreffen in Frankreich hatten die Jugendlichen das Ausbildungs- und Produktionszentrum EccoFor entdecken dürfen. Die deutschen Teilnehmer hatten der französischen Gruppe einen Tisch aus eigener Herstellung mitgebracht. Im Gegenzug brachte diesmal die französischen Jugendlichen ein Geschenk mit, das sie mit ihren eigenen handwerklichen Fertigkeiten aus Kupfer hergestellt hatten. Zu dieser Gemeinschafts-produktion hatten auch Jugendliche beigetragen, die nicht nach Deutschland mitkommen konnten.
  • Besichtigung von Hamburg und Lübeck
    In Hamburg:
    Kennenlernspiele am Rathausmarkt, Fischbrötchen-Mittagsessen in der Stadt, Besichtigung der Elbphilarmonie, Bootsfahrt (HVV-Fähre) zu den Landungsbrücken.
    In Lübeck:

    Besichtigung der Altstadt, danach freie Erkundung und anschließende Weiterfahrt an die Ostsee. Reaktionen der Jugendlichen: „Als ich aus dem Zug stieg und das Hamburger Rathaus sah, war ich schockiert, so schön war es.“ „Die Städte waren wunderschön!“ „Mir hat die Stadt Hamburg gefallen, und ein deutsches Polizeiauto aus der Nähe zu sehen“.

  • Besuch der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. 
    Für einige, die kaum etwas über diese Geschichte wussten, war dies eine wichtige Entdeckung.

    Unendlich lange Listen mit den Namen der Menschen, die im Lager oder im Jahr nach der Befreiung gestorben sind.

    Die jungen Franzosen stellten viele Fragen an die Führerin, die sich sehr hilfsbereit zeigte. Die Jugendlichen erklärten später: „Das Konzentrationslager ist der Ort, an dem sie die Juden und andere einsperrten. Sie haben sie versklavt. Es war sehr kompliziert zu hören, sehr hart für manche, aber auch sehr interessant und gut erklärt.“ „Ich verstehe diejenigen, die das Lager nicht mögen, aber es erinnert dich daran, was früher einmal war, das ist interessant.“ „Ich kannte diese Geschichte nicht, ich habe einiges gelernt.“

  • Programmpunkte des täglichen Lebens schafften Bindung unter den Teilnehmern:
    die eigene Zubereitung von Mahlzeiten und Picknicks. Ein Teilnehmer bereitete eine Spezialität aus seinem Ursprungsland Afghanistan zu.
    – Gemeinsame sportliche Betätigung im Freien (von den Jugendlichen spontan unternommen),
    – abendliche Gesellschaftsspiele.
    – Ein festliches Abendprogramm um ein Lagerfeuer mit anschließender Party, die die Teilnehmenden selbst organisiert hatten, beschloss den Aufenthalt.

Begegnung hat stattgefunden und kommt in den Worten der Jugendlichen, die am Tag vor der Abreise ausgetauscht wurden, zum Ausdruck: „Ich bin traurig, euch zu verlassen, ich habe alles genossen, was wir gemacht haben. Ich hatte eine tolle Zeit, ich bin enttäuscht, dass es heute Abend vorbei ist.“ „Ich habe neue Freunde gefunden. Die Spiele haben mir gefallen, auch wenn man Geduld haben muss. Das hat mich interessiert.“ „Die Begegnung mit den Deutschen war gut durch die Spiele. Wir haben Verbindungen geschaffen. Das hat uns miteinander vermischt.“ „Es war schön, dass die Franzosen gekommen sind, um mit uns zu tanzen. Wir haben gesehen, dass wir die gleiche Musik mögen.“ „Ich hatte zuvor noch nie Menschen getroffen, die nicht meine Sprache sprechen.“ „Es war eine schöne Zeit in Deutschland, weil ich noch nie dort war. Das bleibt hier, im Herzen.“

ATD Vierte Welt dankt dem Deutsch-Französischen Jugendwerk für die Unterstützung.

Fotos:  © Martin Deville, Nathalie Gendre und Pierre Klein