Entstehungsgeschichte

ATD Vierte Welt wurde 1957 von Père Joseph Wresinski mit Familien, die in einem Notunterkunftlager in Noisy-le-Grand bei Paris um das tägliche Überleben kämpften, und ihren Verbündeten gegründet. Seitdem sind alle dazu eingeladen, sich für eine Gesellschaft einzusetzen, in der jeder Mensch in seiner Würde respektiert wird und seine Grundrechte wahrnehmen kann. 

ATD Vierte Welt ist heute als Bewegung in 30 Ländern weltweit tätig. Sie wird getragen von Menschen mit Armutserfahrung, die sich für andere Benachteiligte einsetzen, Verbündeten in allen Bereichen der Gesellschaft und Volontären, die sich an die Seite der Ärmsten stellen. Gemeinsam engagieren sie sich in vielfältigen Bildungsprojekten, um den Benachteiligten zu ermöglichen, an der Gesellschaft teilzuhaben und Verantwortung zu übernehmen. Dazu trägt sie deren Stimme in zahlreiche lokale, nationale und internationale Organisationen und öffentliche Debatten hinein. Sie hat Beraterstatus bei ECOSOC (Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen), UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation), UNICEF (Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen), IAA (Internationales Arbeitsamt) und im Europarat. 

In Deutschland wirkt ATD Vierte Welt als eingetragener gemeinnütziger Verein mit Sitz in Ort Neudorf, Gerswalde (Brandenburg). 

Was heißt ATD ?

Anfang der sechziger Jahre nannten die Menschen im Notunterkunftlager von Noisy-le-Grand und Verbündete ihren Verein “ Aide à toute détresse “ (Hilfe in aller Not). Sie drückten so ihre Solidarität mit den am stärksten von der Not Betroffenen aus. Die Initialen ATD wurden zur Erinnerung an diese Geschichte beibehalten. Sie bedeuten heute auf Französisch „Agir Tous pour la Dignité“ und auf Englisch „All Together in  Dignity“ – Gemeinsam für die Menschenwürde aller. 

Wieso Vierte Welt ?

Im Vorfeld der Französischen Revolution schlägt der Abgeordnete Dufourny de Villiers eine völlig neue Haltung gegenüber den Ärmsten vor. Empört über deren Ausschluss von den Beratungen und der Wahl der Abgeordneten für die Generalstände verlangt er für sie eine direkte Vertretung. Dazu müsste ein Vierter Stand neben Adel, Klerus und Bürgertum geschaffen werden. Der Aufruf bleibt ungehört und die Revolution findet ohne sie statt. 

Aus den Begriffen „Vierter Stand“ und „Dritte Welt“ prägte Joseph Wresinski 1969 den Namen „Vierte Welt“. Menschen in Nord und Süd, die sich gegen extreme Armut wehren und mit vereinten Kräften einsetzen, verbinden mit der Bezeichnung „Vierte Welt“ ein gemeinsames Selbstbewusstsein.

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